tl;dr: Der AdA-Vorbereitungskurs bei der Technikerschule in Augsburg ist in Ordnung, die praktische Ausbildereignungsprüfung fernab jeglicher Realität und die Handwerkskammer für Schwaben ist in puncto Prüfungsablauforganisation einfach völlig daneben. Aber wenigstens bin ich jetzt staatlich geprüfter Schauspieler, oder so ähnlich.
Update: Ich habe nun auch meine Unterweisungsentwürfe veröffentlicht – hier gehts zum Beitrag.
Im Folgenden möchte ich meine Erfahrungen mit der Ausbildereignungsprüfung (manche sagen dazu auch Ausbildung der Ausbilder-, kurz AdA-, oder AEVO-Prüfung) aufschreiben.
Ich machte im Sommer 2016 einen Vorbereitungskurs bei der Technikerschule in Augsburg, danach die Prüfung bei der Handwerkskammer für Schwaben. Von daher geht es hier natürlich auch um Erfahrungen und Kritik an genau diesen beiden konkreten Veranstaltern sowie an der Ausbildereignungsverordnung selbst, die diese Prüfung definiert.
Vorweg: Wer mich kennt weiß, wie ich zu dem ganzen Thema „Schulscheiße“ stehe. Dieses Wort sagt eigtl. auch schon alles – es gibt in den 10 – 13 Jahren Schule, die jeder von uns mindestens durchläuft, einfach so viele sinnlose Dinge, über die man sich echt nur wundern kann, wer sich sowas ausdenkt bzw. voll dahintersteht. Keine Frage, eine gewisse Grund- und Allgemeinbildung ist durchaus wichtig und richtig, ab einer gewissen Stufe sollte man aber selbst entscheiden, was einem wichtig ist und das intensivieren, dagegen anderes vll. einfach sein lassen (dürfen). Nicht zuletzt nimmt dieses Thema in Berufsschulen noch extremere Ausmaße an – man lernt z. B. Fachinformatiker und muss sich in der Schule auch mit Sport beschäftigen. Genau das brauche ich jetzt im echten Berufsleben tagtäglich. Nicht. Aber lieber zum eigtl. Thema zurück.
Ich machte den Ausbilderschein, da wir in der Firma Auszubildende einstellen wollte, prinzipiell wollte ich diese Aufgabe gerne übernehmen. Hätte ich vorher gewusst, was für Scheiße man für diesen Schein so alles machen und über sich ergehen lassen muss, hätte ich möglichweiße anders entschieden.
Technikerschule Augsburg
Ich fing also mit einem Vorbereitungskurs bei der Technikerschule Augsburg vom 13.06. – 17.06.2016 an. Die Koordination und Organisation des Prüfungstermins bei der Handwerkskammer für Schwaben übernahm freundlicherweise auch die TA. Der Termin war gleich für die Woche darauf angesetzt. Ziemlich strammes Programm, für die Theorieprüfung soweit gut, für die praktische Prüfung fast zu kurz an Vorbereitungszeit.
Über den Kurs kann ich insgesamt nichts wahnsinnig Schlechtes berichten. Es war explizit nicht als Prüfungsvorbereitungskurs ausgeschrieben, von daher wurde nicht die ganze Zeit konkret auf die Prüfung eingegangen, was aufgrund der straffen Zeitplanung doof, aber insgesamt natürlich doch in Ordnung war.
Die meiste Zeit beschäftigte man sich mit Themenaufarbeitung. Heißt, man bereitet einen Thementeilbereich in Gruppenarbeit auf und stellt diesen anderen vor. Wissensvermittlung, wie man sie später als Ausbilder ja ständig macht.
Ansonsten ist die Technikerschule halt eine Schule. Merkt man z. B. daran, dass gleich am zweiten Tag am Vormittag kein Lehrer auftauchte. Wer auch immer da am Ende falsch geplant, verschlafen, oder was auch immer hatte – sowas kennt man ja aus der eigenen Schulzeit, ist jetzt nicht komplett in Ordnung, aber da arbeiten halt auch nur Menschen und es gab zumindest Kaffee und süße Teilchen um die Zeit zu überbrücken.
Kommen wir zwischendrin mal zu allgemeinen Voraussetzungen bzw. was die Ausbildereignungsverordnung eigtl. so vorsieht.
Die Ausbildereignungsverordnung
Als Ausbilder muss man persönlich und fachlich geeignet sein. Die fachliche Eignung hat man, wenn man einen Beruf gelernt oder entsprechende Jahre Berufserfahrung hat. Die persönliche Eignung ist zum einen die pädagogische Eignung, die man mit der Ausbildereignungsprüfung nachweist und zum anderen darf man z. B. keine Vorstrafen etc. haben.
Als Ausbilder bringt man Auszubildenden was bei. Einfach gesagt, man hockt sich mit jemanden an einen Tisch und schaut sich was zusammen an, mit dem Ergebnis, dass die Jungs und Mädels dabei was verstehen und zukünftig selbst machen können. Zumindest läuft das in meinem Job als Fachinformatiker vereinfacht gesagt in der Praxis so ab.
Ich persönlich finde nicht, dass ein Ausbilder dabei allzu sehr „Papa“ spielen muss, soll heißen, auch für erzieherisch Aufgaben zuständig ist. Wenn das in einem gewissen Alter immer noch nicht da ist und derjenige noch nicht reif genug für den entsprechenden Job ist, dann ist das halt so und nicht die Aufgabe des Ausbilders, das zu ändern.
Was muss man nun also in der AEVO-Prüfung abliefern. Zum einen in der theoretischen Prüfung breites, relativ allgemeines Wissen, über arbeitsrechtliche, pädagogische und betriebswirtschaftliche Dinge. Zum anderen muss man in der praktischen Prüfung ein Schauspiel abliefern, genauer gesagt eine Unterweisung. Also wieder einfach gesagt genau das aus der Praxis, man setzt sich mit jemanden hin und schaut sich etwas an, konkret heißt das aber tatsächlich eher ein Schauspiel einstudieren, denn diese Unterweisung muss nach Schema X erfolgen sonst wird es nix. Fängt z. B. bei der definierten Smalltalk-Begrüßung an.
Die Prüfung bei der Handwerkskammer für Schwaben
Mit dem theoretischen Teil habe ich absolut kein Problem, allgemeines, in der Praxis doch meist nicht notwendiges Wissen, was aber nicht schlecht ist, wenn man es schon mal gehört hat, was man sich kurzzeitig draufzieht, die Prüfung schreibt und dann wieder löschen kann – kennt man aus der Schule, passt und hat beim ersten Mal auch direkt geklappt. Bei der HWK besteht die theoretische Prüfung zur Hälfte aus Multiple-Choice-Fragen, also was zum Ankreuzen und zur anderen Hälfte aus offenen Fragen, also wo man selbst was hinschreiben muss.
Der praktische Teil ist hingegen aber einfach so Praxis abwegig, dass ich einfach nur Kotzen mochte. Diesen Teil habe ich beim ersten Versuch, vll. deswegen, auch direkt knapp nicht bestanden.
Man muss also ein Konzept für eine Unterweisung ausarbeiten und am besten das Theaterstück natürlich auch einstudieren. Es ist ein Theater und keine Unterweisung. Die Prüfungssituation bei der Handwerkskammer für Schwaben sieht dann so aus, dass man drei Prüfer vor sich hat und einer davon dann den Azubi spielt.
Man muss sich das kurz bildlich vorstellen: Ich bin Mitte 20, die Prüfer dort in meinem Fall alle eher um die 50. Ich stehe also nun vor einem ca. 50-jährigen, den ich in diesem Moment das erste Mal in meinem Leben begegne, und beginne mit einer erfundenen Smalltalk-Begrüßung, sowas wie „Diese Woche noch gar nicht gesehen, hattest Urlaub oder warst in der Berufsschule?“ – ist das eine realistische Situation? Absolut.
Wie schon erwähnt, habe ich dieses Spiel beim ersten Versuch nicht erfolgreich beendet, vermutlich wegen direkt Begrüßung vergessen, ich hatte mich ja vorher auch schon ganz normal vorgestellt, einfach eine absurde Situation, und ich habe wohl zu wenig gefragt, also den Azubi.
Man kann sich jetzt fragen, warum ich nur vermute und nicht weiß, woran es gelegen hat? Nun, weil die HWK einem so etwas nicht mitteilt.
Als Ergebnis bekommt man einen Wisch mit Punkten bzw. Prozenten (50 % braucht es jeweils theoretisch und praktisch, dass das Ding bestanden ist), Punkt. Mehr steht da nicht darauf, außerdem dauert es ca. 7 Wochen, bis man das Ergebnis bekommt. Direkt nach der Prüfung, wie ich das eigtl. erwarten würde, auch als Prüfer kann man sich direkt danach ja noch am besten erinnern und damit ein Urteil bilden, ist nicht möglich
Man fragt also nach, man muss genauer gesagt offiziell „Einsicht in die Prüfungsunterlagen“ beantragen. Der Termin war dann Wochen später, ca. genau 3 Monate nach dem Prüfungstermin, wohl aufgrund der Sommerferien und weil die Prüfer, zumindest zum Teil, Lehrer sind.
Dass die Prüfer Lehrer sind, deckte sich auch gleich wieder mit meiner gesamten Schulerfahrung. Es gibt solche und solche Lehrer. Bei der HWK arbeiten bzw. ich hatte als Prüfer dort definitiv solche.
Prüfungseinsicht also – das geht natürlich nicht zeitgemäß, z. B. kurze Kopie der Prüfungsprotokolle per Mail, ein Telefongespräch, oder so, sondern man ist gezwungen sich vor Ort zu treffen. Vor Ort angekommen (3 Monate nach der Prüfung) schaut man dann zusammen auf ein Protokoll, das aus angekreuzten verschiedenfarbigen lachenden und weinenden Gesichtern besteht. Großartig, nicht. Dass sich die Prüfer nach 3 Monaten dann halt auch nicht mehr an mich und meine Prüfung erinnern, kann ich ihnen nicht mal übel nehmen. Die Prüfungseinsicht war also sinnlos und verschwendete Zeit.
Nochmal knapp 2 Monate später war dann auch schon der Wiederholungstermin für die praktische Prüfung. Für dieses Mal musste man ein neues Thema ausarbeiten, dies fordert die HWK so, und ich studierte auch das Drehbuch noch ausführlicher, worauf dessen das dann auch geklappt hat.
Fazit
Meine Kritik zusammengefasst ist also vor allem, dass diese praktische Ausbildereignungsprüfung einfach fernab jeglicher Realität ist. Außerdem ist die Organisation bei der Handwerkskammer für Schwaben unterirdisch und nicht zeitgemäß. Ich meine, warum muss das mit der Ergebnisbekanntgabe so laufen. Kann man den Prüfling nicht kurz eine Viertelstunde rausschicken, sich beraten, und das Ergebnis bekanntgeben. Läuft das wirklich viel besser, wenn zwischen allen Aktionen und Entscheidung immer Wochen bis Monate vergehen? Andere können das besser, habe ich erzählt bekommen.
Ich frage mich bei sowas ja auch immer wieder – sind die Menschen, die dort so arbeiten, wirklich jeden Tag von sich und ihrer Arbeit absolut überzeugt bzw. können vor allem voll hinter dem „Wie“ stehen? Falls jemand von denen diese Frage mit Ja beantwortet, könnte ich spontan nur Realitätswahrnehmungsstörungen diagnostizieren.
Eigtl. habe ich das ja schon nach der Berufsschule zu mir selbst gesagt, hoffentlich klappt das ab jetzt: Mit Schulscheiße will ich persönlich in meinen Leben bitte nie wieder was zu tun haben müssen.