Organisatorische Höchstleistung

Zum Wochenende lieferte die BRB nach doch recht langer Zeit mal wieder einen echten Knaller in Sachen Nicht-Regelfall handling, oder so.

Natürlich schrieb ich das wieder in alter Tradition in einer Mail auf:

Liebe BRB,

immer mal wieder dachte ich, zurzeit läuft es aber wunderbar, gut 5 Monate nach meiner letzten Mail legt ihr dann aber mal so mit einem richtigen Knaller, im negativen Sinne, nach.

Lasst mich sehr direkte Fahrgasterfahrungen, von eben in Egling, kurz aufschreiben:

Ich wollte eigtl, wie so oft, mit der BRB86542 von Egling, nach Augsburg.
Bin pünktlich am Bahnhof, Egling hat zwei Gleise, ich war ein wenig verwundert, weil auf beiden Gleisen schon Züge standen.
Kurz darauf erfuhr ich von einer Gleissperrung zwischen Egling und Geltendorf, die Gegenrichtung.
Ebenfalls kurz darauf, ca. 15 Min. später, fuhr der Zug in Richtung Geltendorf auch ab, Streckensperrung anscheinend schon wieder vorbei.
Der Zug, der abfahrbereit in Richtung Augsburg schon da stand, stand da immer noch – es war ca. 17:45.
Nochmal kurz darauf, gegen, 18:00, kam dann ein Schienersatzverkehrsbus aus Richtung Geltendorf und zeitgleich ein Zug aus Richtung Augsburg, in Richtung Geltendorf.
Nur damit man es nicht vergisst, der Zug nach Augsburg war immer noch abfahrbereit und stand dort.

Zwischen dem Ganzen halte ich ja immer gern ein kleines Schwätzchen mit dem Personal vor Ort, wenn vorhanden.
Im ersten Zug, der dann Richtung Geltendorf fuhr, war eine nette Zugbegleiterin dabei, im anderen Zug, der nicht nach Augsburg durfte, ein super netter Lokführer.
Und Egling hat ja auch noch so jemanden, der die Weichen im Stellwerk von Hand stellt.
Nicht zuletzt kam dann auch noch der Fahrer des Buses in die Runde dazu, neben ein paar Fahrgästen, die so langsam alle mal nach Augsburg wollten.
Als wir dann doch endlich losfuhren, war es dann so 18:20.

Und dann hatte ich mich auch noch bei eurer „Hotline“ gemeldet, die auch nichts wusste, vor allem nicht was da gerade los ist, mir aber einen Rückruf versprach, der nie passierte.

Alle waren super nett, allerdings konnte mir kein einziger weiterhelfen.
Die (sehr erschreckenden) Aussagen will ich gerne mal in Stichpunkten zusammenfassen:

  • Der Kollege, der abfahrbereit im Zug nach Augsburg sitzt, hat sich schon mehrmals an „verschiedenen Nummern“ angeboten, man will ihn aber nicht – sagte mir die Zugbegleiterin, die im Zug, der dann als erstes Richtung Schongau fuhr, dabei war
  • Die gleiche Zugbegleitern hat „ihrem Fahrdienst“ ebenfalls vorgeschlagen, dass hier ein Zug abfahrbereiter nach Augsburg steht, bekam aber, laut ihrer Aussage, als Antwort, sie solle sich um ihre eigene Arbeit kümmern
  • Der vom Stellwerk in Egling kümmert sich eh nur um den Fahrdienst und befolgt Anweisungen, mehr kann er nicht machen, meinte er

Selbst der Busfahrer des Schienenersatzverkehrs hat sich dann angeboten, nachdem „seine Strecke“ ja wieder von Zügen bedient wurde, die in Egling gestrandeten nach Augsburg zu fahren, musste das vorher aber natürlich noch abklären, auch er erreichte niemand bzw. bekam keine Rückmeldung – selbst mitbekommen, er stand ja die ganze Zeit bei uns.

Ich möchte nochmals betonen, alle waren und sind immer sehr nett, es geht mir rein um die unterirdisch organsierten Abläufe, die man einfach jedes Mal mitbekommt.
Ich habe kein Problem, wenn wirklich mal was defekt ist. Sowas wie heute, ist aber einfach nur das Ergebnis von nicht vorhandener Organisation oder überdimensioniert theoretisierten Abläufe. Das kann es doch nicht sein oder euerem Anspruch entsprechen, hoffe ich zumindest.

Dazu passt noch wunderbar die Aussage der Zugbegleitern „das entscheiden Leute, die noch nie einen Zug von innen gesehen haben“.
Leider kann ich mir das vorstellen, nachdem was ich so als quasi täglicher Pendler mitbekomme.

Und ihr wollt am Ende nächstes Jahr auch noch die Strecke u. a. zu mir nach Hause von Augsburg Richtung Füssen und Landsberg übernehmen?
Wie soll das klappen, wenn das jetzt schon so oft schief geht – die beiden Strecken sind ja locker 3,5 Mal an Fahrtvolumen, was ihr jetzt so habt.
Ich hab da ein wenig Sorge, oder soll ich mich einfach auf noch mehr nette Gespräche freuen?

Ich brauche wie immer keine Standardantworten und Entschuldigungen in den Varianten „wir fahren nur im Auftrag“ oder „wir benutzen die Gleise der DB“.
Mensch, ich arbeite im Namen meines Arbeitsgebers auch mit anderen Unternehmen zusammen.
Wenn aber was grundsätzlich nicht passt, was mehr als offensichtlich ist, dann packt euch doch verdammt nochmal endlich mal am Kragen und löst die Probleme, gemeinsam.
Befragt dazu am besten auch mal in der Situation euer Personal vor Ort, die können das offensichtlich einfach oftmals realistischer einschätzen, habe nicht nur ich den Eindruck, sondern selbst euer eigenes Personal.

Am Ende ist nämlich immer noch der Fahrgast der dumme, die meisten von „euch“ fahren sicher nicht mal täglich mit euren eigenen Zügen auf genannten Strecken.

Das auf eurer Homepage absolut keine brauchbaren Informationen dazu zu finden waren, brauche ich sicher nicht extra erwähnen – stand jetzt, 18:45, steht dort immer noch der Hinweis auf eine gesperrte Strecke und Schienenersatzverkehr Richtung Geltendorf, kein Wort was Richtung Augsburg los ist.

Bitte, bitte, bekommt die Organisation in Ausnahmesituationen endlich in den Griff.
Ich warte darauf aber ja erst so 8 Jahre…

Dabei möchte ich auch mal darauf hinweisen, dass ich alle meine Mails an euch auf meinem Blog veröffentliche (keine Sorge, selbstverständlich nie die Antworten eurerseits, waren bisher ja ehr nur Luft, lieber Berichte ich mal über Verbesserungen).
Ich denke das sollte einfach öffentlich aufgeschrieben sein, allein so als Produktrezension.
Ich gebe natürlich gerne zu, dass ich meist nur im akuten Fall schreibe, meist direkt im Zug nach so einem Vorfall, mit, auch natürlich, entsprechender Stimmung – aber es gab ja auch schon Lob und generell ist sowas natürlich oft die Natur von Rezensionen, trotzdem werdet ihr euch sicher denken können, dass ihr jetzt bei mir keine 5 Sterne habt…

Und ich denke ihr versteht mich, wenn alles wirklich komplett schlecht wäre, würde ich natürlich schon lange nicht mehr mit euch nahezu täglich fahren – bis jetzt fahre ich eigtl. immer noch ganz gerne Bahn.

Schöne Grüße von einem im Moment sehr genervten Fahrgast – und schönes Wochenende,
Bernd Bestel

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